Interesse an guter Fotografie gibt es immer | HWK-FF.DE

Zu Besuch im Handwerk Interesse an guter Fotografie gibt es immer

© Mirko Schwanitz I hwk-ff.de

Vor mehr als 50 Jahren bekam er seine erste Kamera. Seit mehr als 40 Jahren ist er Fotograf. Seit mehr als 30 Jahren navigiert Rudibert Beck seinen Meisterbetrieb des Fotografenhandwerks in Schwedt durch den Wirbelsturm der Digitalfotografie.

Text_ Mirko Schwanitz

„Mit 14 bekam ich meinen ersten Fotoapparat. Und schon damals interessierte mich auch, wie Filme entwickelt werden. Ich richtete mir eine Dunkelkammer ein und wurde Mitglied in einem Fotozirkel.“ So erinnert sich Fotografenmeister Rudibert Beck (68) an die erste Begegnung mit dem Metier seines späteren Berufes. Gelernt aber hat er erst einmal etwas Anderes. Er wurde Funkmechaniker. Sein Betrieb hatte auch ein eigenes Fotolabor um Dokumente zu vervielfältigen. „Irgendwann sollte ich dort aushelfen und rutschte da so rein“, sinniert er rückblickend. 1980 wurde ich zur Qualifizierung geschickt.“ In Caputh erlernte er den Beruf eines Fotografen. „Heute weiß ja kaum noch jemand, dass Fotografie ein Handwerksberuf ist, den man erlernen kann.“

Die Kundschaft verließ die Stadt

DHB: Wie Rudibert Beck spezialisierte sich auf Industriefotografie. „Aber natürlich gehörten zum Job auch andere Arbeiten. „Dokumentenvervielfältigung, manchmal ein Porträt für die Straße der Besten.“ Nach dem Fall der Mauer eröffnete er sofort ein eigenes Geschäft. Der Laden brummte, neue Ausweisbilder brauchte der Osten. Bald hatte die Firma vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und drei Filialen. „Wir wurden mit Urlaubsfilmen zugeschüttet. Damals entwickelten wir noch im eigenen Labor.“ Parallel zur Geschäftsgründung machte Rudibert Beck in Hamburg seinen Meister. „Wer ein Fotogeschäft führen wollte, für den war damals die Meisterpflicht vorgeschrieben.“ Seitdem hat Rudibert Beck viele Herausforderungen gemeistert. Schon 1991 der erste Einbruch: „Alle begannen zu filmen. Als die Leute merkten, dass man Filme nicht in ein Album kleben konnte, kamen sie zurück.“ Doch da deutete sich schon der zweite Umbruch an. „Viele Kunden verließen Schwedt. Um uns herum wurden Plattenbauten plattgemacht.“ Wer heute aus Rudibert Becks Laden tritt, sieht Leerflächen vom Gestrüpp überwuchert, ahnt den Aderlass an Kundschaft. „Zum gleichen Zeitpunkt mussten wir uns der Digitalfotografie stellen. Die Kunden aus der Industrie begannen, vieles selbst zu machen. Die Gruppenfotografie in Schulen und Kindergärten nahm fortan größeren Raum ein.“

Auch Digitalfotografie macht viel Arbeit

Seit 1997 ist Tochter Mandy mit im Geschäft. Die Gesellin hat beim Vater gelernt. „Als 2004 im Rahmen der Hartz IV-Reformen die Meisterpflicht für Fotografenbetriebe aufgehoben wurde, wurde es ganz schwer. Jeder konnte jetzt ein Geschäft eröffnen. Meine Tochter sah keinen Sinn mehr darin, ihren Meister zu machen. Wir konzentrierten uns auf Kundenfreundlichkeit und Qualität. Die Digitalfotografie hat uns die Arbeit erleichtert. Bei 30 Schülern wäre es ohne digitale Fotografie kaum denkbar, dass auf einem Klassenfoto alle die Augen offen haben. Wie viel digitale Arbeit in so einem Bild steckt, ahnen die Kunden nicht einmal. Auch die Politik macht uns das Geschäft nicht leichter. Erst zwang sie uns, teure Technik für die biometrischen Passbilder anzuschaffen. Jetzt kündigt sie an, die Bilder in den Ämtern selbst anfertigen zu wollen.“ Womit dem Fotografenhandwerk eine weitere traditionelle Einnahmequelle genommen würde. Mandy Beck-Weitling aber ist sich sicher: „Die Menschen werden immer Interesse an professionellen Bildern haben. Ich beobachte, dass wir inzwischen auch wieder jüngere Kundschaft haben. Viele haben noch nie einen Fotoapparat in der Hand gehabt. Sie haben das Handy. Doch mit dem können viele eben auch nicht mehr als knipsen.“

Mirko Schwanitz

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