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1979 erfand Wilfried Zippel ein Verfahren zum Recyceln von Blei-Säure-Batterien. Seitdem hat sich das Unternehmen Batterie Zippel immer mehrfach neu erfunden. Nach einem verheerenden Brand schickt sich nun die dritte Generation an, das Unternehmen fürs 21. Jahrhundert fit zu machen.

Von Mirko Schwanitz

Es gibt Momente im Leben, an denen man denkt: Nichts geht mehr! So erging es 2020 Kfz-Meister Jörg Zippel, Ehefrau Gabi und Sohn Henrik. „Unsere Produktionshalle brannte komplett aus“, erklärt Henrik Zippel. „Unser gesamter Warenbestand – verbrannt! Die Photovoltaikanlage auf dem Dach – hinüber!“ Für Henrik der Super-GAU, hatte er sich doch gerade erst angeschickt, langfristig die Betriebsnachfolge in der Firma Batterie Zippel zu übernehmen und in die großen Fußstapfen von Vater Jörg und Großvater Wilfried zu treten. Der hatte in der DDR aus der Materialnot eine Tugend gemacht. 1979 begann er, alte Batterien nicht nur aufzuarbeiten, sondern auch selbst zu bauen. Die Technik dafür entwickelte er selbst. So wurde der geniale Handwerker zum Pionier eines staatlichen Regenerierungsprogramms – und Kopf einer Firma, in der Nachhaltigkeit früh großgeschrieben wurde. Der Brand 2020 war also sicher die größte, aber mitnichten die erste Herausforderung, die der kleine Frauenhagener Familienbetrieb meistern musste.

„Aufgeben wäre gegen unsere Handwerkerehre gewesen“”

„Nach dem frühen Tod meines Vaters und der Wiedervereinigung musste ich die Firma ein erstes Mal neu erfinden“, erinnert sich Jörg Zippel. „Plötzlich gab es Batterien in Fülle. Die eigene Produktion war nicht mehr rentabel.“ Er, spezialisierte die Produktion in den frühen 1990ern klug auf den Bau von LKW- und Oldtimerbatterien. Wenig später kam der Vertrieb technischer und medizinischer Gase ins Portfolio. Gabi Zippel, die seit Jahren das Büro managt und für die Firma früh ihren Beruf als Friseurmeisterin aufgab, beobachtet mit Freude, „wie beide Männer vor Ideen sprühen. Denn nach dem Brand stand tatsächlich kurz im Raum, dass wir aufgeben. Aber das wäre gegen unsere Handwerkerehre gewesen.“ Inzwischen wächst aus der Asche eine neue Halle in die Höhe. Sohn Henrik führt über das Firmengelände. Stolz zeigt er auf im Hof gestapelter leerer Spezialbehälter: „Meinen Vater trieb lange vor der ‚Fridays for Future‘-Bewegung das Thema Umweltschutz um. Diese Behälter sind Teil eines Logistiksystems, mit dem wir Firmen die umweltgerechte Entsorgung von Altbatterien anbieten. Das ist ein Service, den ich als Nachfolger den Erfordernissen der Zeit anpassen und weiter modernisieren möchte.“

„Wir prüfen gerade den Einstieg in ein neues Geschäftsfeld“”

Das Zippel-System ermöglicht es Firmen und Autohäusern, ihre Batterien kostenlos zu entsorgen. Nach Abholung durch die Spezial-LKW der Firma erhalten sie ein anerkanntes Zertifikat über die umweltgerechte Entsorgung ihrer Altbatterien“, erklärt Henrik. Längst geht es dabei für die 6 Mitarbeiter von Batterie Zippel auch um die Entsorgung riesiger Batterieeinheiten. Sie werden, etwa in Krankenhäusern, zunehmend in der Notstromversorgung eingesetzt. „90 Prozent aller Säure-Blei-Batterien werden inzwischen in Deutschland recycelt. Wir sind ein Teil des Netzwerkes, dass das möglich macht“, sagt Henrik stolz. Mit dem Bau einer neuen Halle richten Jörg und Henrik Zippel ihren Blick inzwischen weit nach vorn. „Ich möchte die Firma fit fürs 21. Jahrhundert machen“, sagt Henrik. Dafür will er sein im Betriebswirtschaftsstudium erworbenes Know how nutzen. „Die Energiewende bietet viel Potential. Gerade bereiten wir den Einstieg ins Geschäft mit Solarmodulen und damit verbundenen Hauskraftwerken vor. Auch die müssen ja batterietechnisch fachgerecht betreut werden. Und natürlich haben wir nach wie vor die Möglichkeit und das Know how, Oldtimer-Enthusiasten bei Batterieproblemen mit Sonderanfertigungen zu helfen.

Mirko Schwanitz

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