
Mirko Schwanitz I hwk-ff
Eine Zukunft im Handwerk war nicht geplant. Doch es kam anders. Philipp Tuve aus Biesenthal ist heute der einzige Handgraveurgeselle zwischen Berlin und Bremen.
“Mein Bruder ist ‘Schuld’”, lacht Philipp Tuve. “Nach dem Abitur studierte ich erst einmal Mikrosystemtechnik, merkte aber bald, dass das nichts für mich war.” So stand er, wie so viele nach dem Abbruch des Studiums, vor der großen Frage: Wie nun weiter? Der Bruder, der in Thüringen gerade eine Lehre als Büchsenmacher beginnen wollte, gab ihm völlig unerwartet eine neue Perspektive: “Es gäbe da auch eine Ausbildung zum Handgraveur. Ob ich mir das einmal anschauen wolle? Ich wollte…”
Lehre bei Meistern der Graveurskunst
Philipp Tuve wird Graveurlehrling. Er beginnt sich mit Heraldik und Ornamentik zu beschäftigen. Stundenlang zeichnet er, versunken und unter Anleitung versierter Lehrmeister der Suhler Graveurszunft. Er kopiert, verfremdet und entwirft florale Muster. Irgendwann zeigen ihm die Ausbilder, wie man sie auf Metall überträgt, wie man mit Graviersticheln und Ziselierhammer umgeht, mit Zeichennadel und Optivisor, mit Punze und Gravierkugel. Sein Gesellenstück, die Adaption eines Kupferstichs vom “Fenstersturz zu Prag” überzeugte. Heute ist Philipp Tuve einer der wenigen Handgraveure zwischen Berlin und Bremen, die ihr Handwerk von der Pike auf gelernt haben. Seit 2023 versucht er nun, sich in einem schönen Atelier in Biesenthal eine selbstständige Existenz aufzubauen – ein ebenso mutiger wie schwieriger Schritt …
Zwischen Metallbauer, Juwelier und Restaurator
“Wir Handgraveure sind im Zeitalter von Lasergravuren eine immer seltenere Spezies”, erklärt Philipp Tuve. “Was wir tun, ist angesiedelt irgendwo zwischen dem Beruf des Metallbauers, des Juweliers, zuweilen auch Restaurators. Sich seinen Markt zu erobern, seine Nische zu finden, ist ein ebenso langer wie langsamer Prozess. Er erfordert langen Atem. Auch Spezialisierung. Aber gleichzeitig Offenheit gegenüber den Vorstellungen der Kunden.” Philipp Tuve präsentiert seine Kunst auf Kunst- und Handwerkermärkten, seiner Website und seit kurzem auch auf Instagram und Pinterest. Regelmäßig nimmt er an den Europäischen Tagen des Kunsthandwerks teil. “Für mich ein wichtiger Termin. Ich habe festgestellt, dass Besucher, die an diesen Tagen den Weg ins Atelier finden, nicht nur Interesse an dem angebotenen Kaffee, sondern wirklich an meiner Arbeit, meinem Beruf haben. Allmählich erweitert Philipp Tuve sein Portfolio: Er graviert Schnallen für exklusive Gürtel, ist eine Adresse für Liebhaber, die sich die Rückseiten alter Taschenuhren gravieren lassen, fertigt Prägestempel für Sattlerarbeiten. Sein neuester Kunde gibt bei ihm kunstvolle Gravuren für Harley-Davidson-Motorräder in Auftrag. “Es wird”, sagt er. “Es wird!” Mirko Schwanitz
Atelier Tuve
Hardenberg Str. 9
16359 Biesenthal
Tel. 0152 51835473
gravur@tuve-design.de
tuve-design.de
Instagram: atelier_tuve
Pinterest: ateliertuve