Interview mit Dozentin, Betriebswirtin und Kosmetikermeisterin Luisa Brunotte

Kosmetikerhandwerk: Warum sollte die Meisterpflicht wieder kommen?

Luisa Brunotte ist Kosmetikermeisterin, Betriebswirtin und Inhaberin des Salons Hautpflege+ in Müllrose. In einer Projektarbeit beschäftigte sie sich mit der immer engeren Vernetzung zwischen Kosmetikhandwerk und Hautmedizin. Im Interview spricht sie über Verantwortung, Vertrauen und die Zukunft des Kosmetikerhandwerks.

DHB: Was genau war das Thema Ihrer Projektarbeit?
Luisa Brunotte: Ich habe viele Jahre in einer dermatologischen Praxis gearbeitet. Vor diesem Hintergrund beschäftigte mich die Frage, wie sich kosmetische Hautpflege und Medizin sinnvoll miteinander verbinden lassen.

DHB: Der Hautfacharztmangel ist eklatant. Kommt dem Kosmetikerhandwerk in Zukunft eine wichtigere Rolle in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zu?
Luisa Brunotte: Ganz klar: Ja! Wir sind oft die erste fachlich geschulte Anlaufstelle bei Veränderungen des Hautbildes.

DHB: Werden Kosmetikerinnen in Zukunft medizinische Aufgaben übernehmen?
Luisa Brunotte: Nein! Aber wir übernehmen im kosmetischen Bereich Aufgaben, die das medizinische System sinnvoll ergänzen. Wenn eine ärztliche Abklärung notwendig ist, sind wir die ersten, die die Kunden darauf aufmerksam machen.

DHB: Ihrer Schlussfolgerung: Die Meisterpflicht muss wieder her! Wieso?
Luisa Brunotte: Unser Beruf ist deutlich komplexer geworden, das braucht fundiertes Wissen. Die Wiedereinführung der Meisterpflicht wäre ein wichtiger Schritt, um Verbraucherschutz und Qualität langfristig zu sichern.

DHB: Könnten sich da nicht Kolleginnen ohne Meistertitel abgewertet fühlen?
Luisa Brunotte: Nein! Ich kenne viele hervorragende Kosmetikerinnen, die ihre Arbeit mit extrem viel Kompetenz ausüben. Persönlich bin ich aber davon überzeugt, dass eine Meisterqualifikation nicht nur unsere Kunden, sondern auch unser Berufsbild schützt. Denn der Markt ist stark unübersichtlich geworden. Und dass schadet am Ende der gesamten Branche.

DHB: Und was bringt der Meistertitel in einem unübersichtlichen Markt, der überschwemmt ist mit zuweilen fragwürdigen Zertifikaten?
Luisa Brunotte: Er stellt sicher, dass grundlegende Kompetenzen, Hygiene, Anatomie, betriebswirtschaftliches Wissen und fachliche Qualität geprüft werden. Die Meisterpflicht wäre daher ein entscheidender Schritt, um unser Handwerk zu stärken und zukunftssicher zu machen. Dafür stehen wir auch in der Kosmetikerinnung.

DHB: Sie werden auf der Hair&Beauty 4.0 in Eberswalde über die zukünftigen Herausforderungen des Kosmetikerhandwerks informieren. Was erwartet die Besucher noch auf der größten Fachmesse in der Region?
Luisa Brunotte: Die Messe bietet Besuchern weit mehr bietet als Produktneuheiten. Sie bietet Austausch, Inspiration, Wettbewerbe für Azubis und fachliche Weiterentwicklung.  Es erwarten sie Trends aus Friseur- und Kosmetikbranche, praxisnahe Workshops und die Möglichkeit, mit Fachleuten aus verschiedensten Bereichen ins Gespräch zu kommen.