OPUS zweier Tischler
Tischlermeister Kai Haseloff: Wenn Musiker von Weltgeltung, wie in diesem Jahr der chinesische Pianist Lang Lang, den von uns gefertigten Preis in den Händen halten, dann müssen wir schon mal tief durchatmen. Zugleich zeigt es uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Am Sonntag (13.10.2024) wurde im Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt der Musikpreis Opus Klassik verliehen. Nicht nur mit Musikinstrumenten, Mobiliar und Mode- und Schmuckaccessoires war Handwerk allgegenwärtig. Die geehrten Künstlerinnen und Künstler der klassischen Musik hielten ein handwerklich gefertigtes Preisstück in den Händen.
Anlass genug für #MirkoSchwanitz, H3D2 in der Schorfheide zu besuchen.
Die Tischlerei Dirk Haseloff in der Schorfheide existiert bereits in der sechsten Generation. Seine Söhne, Kai und Maik Haseloff, wollen in seine Fußstapfen treten. Dass sie das auf ganz besondere Weise tun, darüber erzählen sie im Interview.
War für euch beide schon immer klar, dass ihr mal das gleiche machen wollt wie euer Vater, euer Großvater und eure Urgroßväter?
Maik Haseloff: Für mich war es nicht klar. Ich betrieb als Jugendlicher aktiv Jiu-Jutsu und wollte zunächst zur Polizei. Die beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten schienen mir jedoch sehr begrenzt.
Kai Haseloff: Ich wollte nie etwas Anderes. Wir sind zwischen den Spänen groß geworden. Als Kind wollte ich ein Sägewerk, um die familiäre Tischlerei zu versorgen. Es hat mich fasziniert wie sich ein Baum in ein Brett und letztlich zum Möbelstück oder in eine Tür verwandelte.
Am Ende seid ihr beide unterschiedliche Wege gegangen?
Maik Haseloff: Ich entschied mich für ein duales Studium an der HNE Eberswalde – Tischlerlehre im Familienbetrieb und Studiengang Holztechnik. Klares Ziel: Die Firmengeschichte fortführen, wenn Papa sich eines Tages zurückzieht. Eines war von Beginn an klar. Wir wollen eine gemeinsame Zukunft, bei der wir uns perfekt ergänzen. Also machte Kai den Tischlermeister.
Kai Haseloff: Den Ausbilderschein absolvierten wir gemeinsam. Mit 21 Jahren lieferte ich mein Meisterstück ab – eine gebogene Holzhaustür für unser damals schon geplantes neues Bürogebäude. Unser Wissen in Sachen Maschinen- und CNC-Technik sowie Design und Konstruktion spiegelt sich heute in unserem Firmennamen wider – haseloff3D².
Ihr habt bereits ein Firmengebäude geplant, noch bevor ihr eine eigene Firma hattet?
Jan Kai Haseloff: (lacht): Man braucht ein Ziel, einen Traum. Und es hilft, diesen Traum zu visualisieren!
Wieso überhaupt ein neues Unternehmen?
Maik Haseloff: Während der Corona-Krise haben wir uns viel mit Digitalisierung und Automatisierung beschäftigt. Zudem wollten wir unseren Fokus auf den exklusiven Möbel- und Formenbau setzen und B2B-Leistungen für andere Handwerker anbieten. Dafür brauchte es einen Neuanfang und viele neue Maschinen.
Wie darf man sich den Neuanfang vorstellen?
Maik Haseloff: Grundsätzlich ist unser Papa immer mit im Boot. Für unsere Vision schrieben wir jedoch einen eigenen Business- und Finanzplan, führten viele Bankgespräche. Wir pachteten einen Teil des väterlichen Betriebes und integrierten die neuen Maschinen in die bisherige Produktionshalle.
Warum so eine komplizierte Konstruktion?
Kai Haseloff: Wir wollten das Risiko für unsere Eltern geringhalten. Später können so die Übernahme erleichtert, noch verbliebene Mitarbeiter übernommen und zur GmbH umfirmiert werden. Wir haben viele Ideen und machen auch mal ‚verrückte‘ Sachen, die uns aber enorm weiterbringen.
Verrückte Sachen?
Maik Haseloff: Ja. Wir sind z. B. Sponsoringpartner für das Baltic Racing Team der Hochschule Stralsund. Dort werden Rennwagen für die Formula Student konstruiert, für die wir einige Formen mittels 5-Achs-CNC fräsen. Besonders stolz sind wir auch darauf, dass wir den Auftrag für die Herstellung eines der wichtigsten Musikpreise der Welt erhalten haben – den Opus Klassik.
Kai Haseloff: Wenn Musiker von Weltgeltung, wie in diesem Jahr der chinesische Pianist Lang Lang, den von uns gefertigten Preis in den Händen halten wird, dann müssen wir schon mal tief durchatmen. Zugleich zeigt es uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind…. Das Interview führte Mirko Schwanitz
opus (Plural opera) = ein geschaffenes Werk; Arbeit, Beschäftigung, Handlung, Werk