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Der Handwerkskammertag Land Brandenburg warnt mit Blick auf die laufenden Haushaltsverhandlungen im Bundestag vor wachsenden Belastungen für das Handwerk – und fordert dringend verlässliche Entlastungssignale.
Im Zentrum der Kritik steht die ausbleibende Stromsteuersenkung, die aus Sicht vieler Betriebe fest eingeplant war. Robert Wüst, Präsident des Brandenburgischen Handwerkskammertages, erklärt: „Unsere energieintensiven Betriebe haben fest mit einer Entlastung gerechnet. Brandenburg als Flächenland mit ländlich geprägten Strukturen verfügt nicht über die gleichen Netzinfrastrukturvorteile wie Ballungszentren. Wenn die zugesagte Stromsteuersenkung nun doch nicht kommt, entsteht eine gefährliche Vertrauenslücke. Betriebe brauchen Verlässlichkeit und Planbarkeit – gerade in herausfordernden Zeiten.“
Neben fairen Energiekosten fordert das brandenburgische Handwerk auch eine nachhaltige Stärkung der beruflichen Bildung – insbesondere durch eine Aufstockung der Fördermittel für die Bildungsstätten und die Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU). „Unsere Bildungszentren sind das Rückgrat der Fachkräftesicherung – aber ihre Infrastruktur ist vielerorts veraltet und dringend modernisierungsbedürftig. Die bisherigen Investitionsmittel reichen bei Weitem nicht mehr aus, um Neubauten oder Sanierungen umzusetzen“, so Wüst. „Zudem hat sich die Kostenbeteiligung bei der ÜLU in Richtung der Betriebe verschoben – das gefährdet die Ausbildungsbereitschaft. Wir brauchen eine faire Kostenverteilung, wie sie ursprünglich zwischen Bund, Ländern und Betrieben vereinbart war.“
Der Handwerkskammertag appelliert an die Abgeordneten, in den bevorstehenden Haushaltsberatungen verbindliche Signale für Entlastung und Zukunftssicherung zu setzen – für ein starkes, ausbildungsstarkes und wettbewerbsfähiges Handwerk in Brandenburg und bundesweit.
Über den Handwerkskammertag Brandenburg
Der Handwerkskammertag Brandenburg ist ein Zusammenschluss der Handwerkskammern Cottbus, Frankfurt (Oder) – Region Ostbrandenburg und Potsdam. Er vertritt die Interessen von über 38.000 Handwerksbetrieben und ihren mehr als 156.000 Beschäftigten, die jährlich einen Umsatz von knapp 18,9 Milliarden Euro erwirtschaften.
Der Handwerkskammertag setzt sich für die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Handwerksbranche im Land Brandenburg ein und bündelt die Kräfte und Gemeinsamkeiten des Handwerks.
www.hwk-cottbus.de www.hwk-ff.de www.hwk-potsdam.de
Quelle: BHKT
Stromsteuerentscheidung beschädigt Vertrauen
Zur ausbleibenden Stromsteuersenkung für alle Betriebe nach dem Koalitionsausschuss vom 2. Juli 2025 erklärt Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH):
„Mit der Entscheidung des Koalitionsausschusses, die Stromsteuer nicht für alle als entlastende Maßnahme zu senken, bricht die Regierungskoalition ihr Versprechen. Die Stromsteuersenkung für alle Betriebe war nicht irgendwo angekündigt, sondern mehrfach und verbindlich schriftlich festgehalten – im Koalitionsvertrag, in Beschlüssen des vorherigen Koalitionsausschusses und im sogenannten Entlastungspaket der Bundesregierung. Gerade viele Handwerksbetriebe – insbesondere solche in energieintensiven Gewerken – haben auf diese Zusage vertraut, sie in ihre Planungen einbezogen und darauf basierend unternehmerische Entscheidungen getroffen. Das ist nicht nur ein wirtschaftlicher Rückschlag für die nicht dem produzierenden Gewerbe zuzurechnenden Handwerksbetriebe, sondern untergräbt insgesamt das Vertrauen in die Verlässlichkeit politischer Zusagen und Entscheidungen. Aber genau dieses Vertrauen ist für alle Betriebe unverzichtbar. Verlässliche, planbare Politik ist keine freiwillige Kür, sie ist die Grundlage für wirtschaftliches Handeln und Investitionsentscheidungen. Wenn zentrale, mehrfach zugesagte Entlastungen nicht kommen, während gleichzeitig teure politische Projekte umgesetzt werden, gerät bei den Betrieben das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit politischen Handelns insgesamt ins Wanken.“
Quelle: ZDH