Konjunkturberichte | Handwerkskammer Frankfurt (Oder)

Konjunkturberichte

Das Ostbrandenburger Handwerk  im Herbst 2022

Im Bezirk der Handwerkskammer Frankfurt (Oder) – Region Ostbrandenburg werden halbjährlich Konjunkturumfragen durchgeführt. Dazu befragt die Handwerkskammer über 2.300 repräsentativ ausgewählte Handwerksbetriebe mittels eines Fragebogens zu ihrer Einschätzung der aktuellen und zukünftigen wirtschaftlichen Lage.

Die Umfrageergebnisse werden jeweils in einem repräsentativen Bericht dokumentiert und grafisch anschaulich aufbereitet.

Zusammenfassung

Die letzten sechs Monate waren von vollen Auftragsbüchern, Auftragsstau und Preissteigerungen gekennzeichnet. Hohe Einkaufspreise, anhaltende Versorgungsengpässe, stagnierende Aufträge für das kommende (Halb)Jahr sowie der weiter anhaltende Fachkräftemangel haben unmittelbare Folgen auf die Stimmungslage der ostbrandenburgischen Handwerksbetriebe. „Die Stimmung ist ausgesprochen pessimistisch, die Sorgen mehren sich“, konstatiert Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Frank Ecker. Insbesondere die Treibstoff- und Energiekosten erregen das Handwerk. Zudem geben das späte Reagieren der Bundespolitik und das Hin und Herr bei den Maßnahmen und in der Debatte keine Sicherheit und Zuversicht.

Der Geschäftsklimaindex ist auf ein historisches Tief von 99 Punkten gefallen. 52 % der Betriebe bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage mit gut, 36 % mit befriedigend und 12 % mit schlecht. Für 2023 erwarten nur 5 % demnächst bessere Geschäfte, dagegen 35 % schlechtere. Neun von zehn Betrieben berichten aktuell von Preissteigerungen im Einkauf, nochmals 7 Punkte mehr als im Vorjahr. Die übergroße Mehrzahl der Handwerker erwartet in den nächsten Monaten eine weitere Preisdynamik am Markt. Hier versuchen drei Viertel der Betriebe (72 %), die Preiserhöhungen bei Rohstoffen, Materialien und Energieträgern an ihre Kunden weiterzugeben. Das sind nochmals 11 % mehr als derzeit und zeigt, dass es keine Luft gibt, die kontinuierlichen Preiserhöhungen „wegzustecken“.

Die Auftragsreichweiten der Betriebe bewegen sich im Durchschnitt noch immer bei 12,3 Wochen. Die Umsätze halten sich leicht unter Vorjahresniveau, allerdings muss die nominelle Betrachtung der Umsätze durch die hohen Preissteigerungsraten der letzten Monate relativiert werden. Das war allerdings nur nominales Umsatzwachstum, das vor allem auf der (teilweisen) Weitergabe von Kostensteigerungen bei Vorprodukten und Energie an die Kunden beruht.

Die Investitionsbereitschaft wird in den nächsten Monaten noch schwächer ausgeprägt sein. Fast jeder zweite Betrieb plant seine Investitionsausgaben nochmals zu senken. Der Beschäftigungsindikator bewegt sich aktuell bei minus 3 Zählern, in der Tendenz bei minus 13 Zählern.

Die Zahl der Kammermitglieder blieb sowohl gegenüber dem Frühjahr 2022 als auch im Vergleich zum Herbst 2021 stabil bei rund 11.550 Betrieben.

Geschäftslage: Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Handwerk sind aktuell von zahlreichen Unsicherheiten geprägt. Anhaltende Produktionsbeeinträchtigungen und die infolge hoher Absatzpreise gedämpfte Nachfrage nach handwerklichen Produkten und Dienstleistungen lassen den Optimismus der Betriebe spürbar zurückgehen. Der Geschäftsklimaindex fiel von 131 auf ein historisches Tief von 99 Punkten. Lediglich 52 % der befragten Betriebe bewerten ihre Lage als (noch) gut (VJ: 62 %), 12 % mit schlecht. Es zeigt sich in fast allen Gewerbegruppen ein deutlicher Abwärtstrend gegenüber der Vorjahreslageeinschätzung. Am signifikantesten wird dies bei den Gesundheitshandwerken, den Handwerken für personenbezogene Dienstleistungen und den Bauhauptgewerken sichtbar.
Erwartungen: Nur noch 5 % der Befragten erwarten in den nächsten 3 Monaten eine gute Geschäftslage, mehr als jeder Dritte eine schlechte.

Beschäftigungsentwicklung: Etwas schwächer als im Vergleichsquartal 2021 fiel die Beschäftigungsentwicklung aus. Während 12 % der Betriebe einen Beschäftigungsanstieg meldeten, ging dieser bei 15 % zurück. Der Beschäftigungsindikator sank leicht auf minus 3 %. Bei den Gesundheits- und Ausbaugewerken, den Handwerken für den gewerblichen Bedarf und zweistellig in den Kfz-Gewerken gab es ein Beschäftigungsplus. In den übrigen Gewerkegruppen war die Entwicklung rückläufig. Der deutlichste Personalaufbau, auch in die Zukunft gerichtet, gelang den Kfz-Gewerken mit plus 29 %. Jeder vierte Nahrungsmittelbetrieb verkleinerte allerdings die Belegschaft und schätzt diesen Trend auch für die kommenden Monate so ein. Insgesamt 73 % der Betriebe hielten ihre Belegschaft hingegen konstant.
Erwartungen: Die Beschäftigung dürfte in den nächsten Wochen weiter sinken – Beschäftigungsindikator minus 13 %.

Auftragsentwicklung: Auch bedingt durch anhaltenden Lieferengpässe, die zu Verzögerungen bei der Produktion von Waren und der Erbringung von Dienstleistungen führen, beträgt der Auftragsbestand im Durchschnitt 12,3 Wochen. Im Bauhauptgewerbe wird die Auftragsreichweite aktuell mit 15,4 und im Ausbaugewerbe mit 11,3 Wochen ausgewiesen. Nur noch 14 % der Betriebe gaben an, dass ihre Auftragspolster zugenommen haben (minus 4 %). Zugleich berichteten 32 % (plus 14 %) von einem Rückgang der Auftragsbestände. Saldiert bedeutet dies einen Rückgang der Auftragseingänge um 18 %. Vor allem bei den Lebensmittel- und Gesundheitshandwerken sanken die Indikatoren für den Auftragsbestand deutlich.
Erwartungen: Für ihre zukünftige Auftragslage erwarten die Betriebe eine weitere Verschlechterung.

Betriebsauslastung:  : Im Gesamthandwerk hat die Auslastung der betrieblichen Kapazitäten leicht abgenommen. Eine mehr als 70-prozentige Auslastung der Betriebskapazitäten wiesen 74 % der Befragten aus (minus 3 %). Vor allem die Auslastung in den Kfz-Gewerken lag mit 69 % spürbar höher als noch vor einem Jahr (plus 19 %). Die Auslastung der betrieblichen Kapazitäten in den Nahrungsmittelhandwerken hat sich hingegen von 100 auf 55 % verringert. Auch in den Gesundheitshandwerken lässt sich ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahr von minus 20 % erkennen. In den übrigen Gewerkegruppen wurde in etwa das Vorjahresniveau erreicht. Erstmals nach langer Zeit geht allerdings die Betriebsauslastung bei den Bau- und Ausbaugewerke einstellig zurück.

Umsatzentwicklung: Die Umsatzentwicklung wurde ähnlich bewertet wie im Vorjahr. Der Umsatzindikator fiel um 6 auf minus 1 Zähler. 21 % der Betriebe meldeten steigende und 22 % sinkende Umsätze. Die nominelle Betrachtung der Umsätze muss allerdings durch die hohen Preissteigerungsraten der letzten Quartale relativiert werden. Positive Umsätze per Saldo weisen die Bauhandwerke und die Handwerke für den gewerblichen Bedarf auf. Hier haben allerdings auch die Preise noch einmal stärker zugenommen. Saldiert abnehmende Umsätze mussten hingegen erneut die Gesundheits- und vor allem die Personenbezogenen Dienstleistungshandwerke verzeichnen sowie neu die Nahrungsmittelgewerke.
Erwartungen: Die Erwartungen fallen in allen Gewerkegruppen zweistellig im negativen Bereich aus. Lediglich bei den Ausbaugewerken weist der Umsatzindikator mit 15 % noch einen positiven Erwartungswert aus.

Preisentwicklung:
Einkaufspreise: Handwerksbetriebe sehen sich aktuell besonders mit stark steigenden Energiepreisen sowie einer unsicheren Energieversorgung konfrontiert. Verschärfend treten massive Materialverteuerungen, Lieferengpässe und Konsumzurückhaltung hinzu. 89 % berichten aktuell von Preissteigerungen, nochmals 7 Punkte mehr als im Vorjahr. Besonders von der Preisdynamik betroffen sind das Nahrungsmittel- und Kraftfahrzeuggewerbe. 100 % der Befragten gaben jeweils Preisanhebungen an, gefolgt vom Ausbau-gewerbe (96 %), den Handwerken für den gewerblichen Bedarf (92 %) und dem Bauhauptgewerbe (89 %).
Erwartungen: Von einer Entspannung im Einkauf kann demnächst nicht ausgegangen werden. Das Nahrungsmittelgewerbe geht in den nächsten Monaten von einer weiteren hundertprozentigen Steigerung der Einkaufspreise aus und führt damit die angespannte Situation der Bäcker, Fleischer und Konditoren vor Augen.

Verkaufspreise: Im September 2022 stiegen die Verbraucherpreise in Deutschland gegenüber dem Vorjahresmonat um 10 %*. Die Zunahme der Inflation spiegelt sich in höheren Absatzpreisen der Betriebe wider. 61 % berichteten von Preisanhebungen. Der Verkaufspreisindikator stieg im Vorjahresvergleich sprunghaft von 48 auf 58 Zähler an. Besonders die Kfz-, Nahrungsmittel- und Ausbauhandwerke, aber auch die Bauhandwerke und die Handwerke für den gewerblichen Bedarf mussten ihre Absatzpreise deutlich erhöhen, weil die Beschaffungskosten erneut stark angestiegen sind. Bereits bestehende Lieferengpässe wurden durch den Ukraine-Krieg nochmals verschärft. Dies führte zu deutlichen Preisanstiegen, welche zumindest anteilig an die Kunden weitergegeben werden mussten.          *Quelle: https://de.statista.com.
Erwartungen: Die Preisdynamik im Verkauf wird sich in den nächsten Monaten nochmals beschleunigen.

Investitionstätigkeit: In Anbetracht des wirtschaftlichen Umfelds und seiner Folgen überrascht es nicht, dass die Betriebe nur zurückhaltend investiert haben. Lediglich 7 % (minus 8 %) haben ihre Investitionen ausgeweitet. 35 % haben allerdings ihre Investitionsaufwendungen zurückgestellt.  Der Investitionsklimaindikator fällt deutlich auf minus 27 Punkte zurück (minus 17 Punkte).  Alle Gewerkegruppen haben per Saldo bei den Investitionen gespart.
Erwartungen: Die Investitionsbereitschaft wird in den nächsten Monaten noch schwächer ausgeprägt sein. Fast jeder zweite Betrieb plant seine Investitionsausgaben nochmals zu senken.

Den ausführlichen Bericht entnehmen Sie bitte dem Download auf diesen Seiten.